Xaver
Das Schlimmste dürfte vorbei sein. Ich denke, jeder Mensch in Deutschland wurde hinreichend über die Sturmflut informiert.
Der Nachrichtenfrosch kündigte an: Die Isobaren drängeln sich, sie drücken sich fest zusammen, ein Hoch, ein Tief, das eine rechts- und das andere linksrum lassen Orkan aufkommen. Verstärkend kam hinzu, dass es eine Springflut wäre. Springfluten laufen höher auf als normale Fluten. Bei der Springflut sind Sonne und Mond genau hintereinander. Die Anziehungskraft auf das Wasser ist groß, so dass das Wasser höher aufläuft.
Dann haben wir auch noch Nordwest-Wind. Für Menschen hier im Norden Deutschlands bedeutet das, dass der Wind das Wasser verstärkt in die Deutsche Bucht und auch in die Elbe drückt.
Am Abend und in der Nacht, also in der Dunkelheit, hört sich alles viel schlimmer an. Es saust und braust, es pfeift und knarzt.
Nachdem das Schlimmste überstanden war, bin ich an die Elbe gefahren, um mir die Auswirkungen der Sturmflut anzusehen.
In solchen Situationen komme ich auf den Boden der Tatsachen und habe Ehrfurcht vor der Natur.
Ich fühle mich klitzeklein wie ein Glühwürmchen.
Hier sind die Schotten dicht, damit das Wasser nicht auf die Straße und das Hinterland läuft.
Der Lüheanleger verbirgt sich hinter diesem Schutzwehr. Dort mündet die Lühe in die Elbe.
Das Hochwasser überschwemmte das gesamte Außendeichsgebiet. Das ist öfters der Fall bei Sturmflut. Die Deiche wurden hier nach der großen Sturmflut 1962 erhöht. In diesem Jahr lief das Wasser bis zur Hälfte des Deiches auf.
Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen, die unten außendeichs leben, doch immer ein mulmiges Gefühl haben, wenn solche extremen Wetterbedingungen eintreten.
Der Schiffsanleger Lühe. Eine Fähre bringt Touristen und auch Arbeitnehmer auf die andere Seite der Elbe.
Bitte nur in Gummistiefeln Platz zu nehmen :-)
Ein paar Kilometer elbaufwärts Richtung Hamburg-Cranz. Eines meiner Ausflugsziele, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin. Wie man sieht, hat sich einiges an Strandgut angesammelt.
Da bin ich immer am Gucken, ob nicht irgend ein Schatz unter dem Angesammelten verborgen ist. Ab und zu fand ich hier eine Flaschenpost, doch heute gehörten leider nur Plastikmüll und leere Alkoholflaschen zu dem Strandgut.
Eigens für Xaver wurde dieser Hochwasserpegel installiert. Ich nehme an, dass die Messwerte
an entsprechender Stelle abgelesen werden können.
Das Este-Sperrwerk, nach 1962 gebaut. Dieses Sperrwerk soll die Esteanwohner und das Hinterland vor Sturmfluten sichern. -also auch mich und meine Familie-. Ich habe tags und nachts den Hochwasserstand bei mir vor der Haustür beobachtet. Die Jungs vom Amt haben agiert, so wie es sein soll. Das Wasser stand immer etwas unterhalb der Uferkante.
Anlegestelle der Fähre nach Blankenese. - Alles für Hoch- und Niedrigwasser ausgelegt.
In den Jahren nach der großen Sturmflut wurde an der Elbe viel getan. Deiche wurden erhöht, Deichverteidigungswege wurden angelegt, Fluttore wurden installiert und vieles mehr. Dadurch sind wir hier in der Region vor Schlimmerem bewahrt worden.
Doch es muss neu überlegt werden wie der Hochwasserschutz auch weiterhin gewährleistet wird. Starkregenfälle, die in den letzten Jahren häufiger auftreten, müssen planerisch berücksichtigt werden.
Ein Blick nach Blankenese
Friedlich fließt die herbstliche Este vor sich hin.
Doch im Moment sind die Esteanwohner beunruhigt. Planungen der Stadt Buxtehude, die etwa 4 km stromaufwärts liegt sehen vor, dass der Fluss Este durch Minideiche die Stadt und deren Bewohner vor Überflutungen durch Starkregen schützen soll. Das würde bedeuten, dass die Este auf Buxtehuder Grund kanalisiert wird und das Wasser im Unterlauf des Flusses höher auflaufen würde. Überflutungen der Grundstücke und auch Häuser wären die Folge. Da nützt das beste Sperrwerk nichts. Doch rührige Menschen in Buxtehude und auch in meinem Ort Estebrügge sind dabei, die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Innerhalb kürzester Zeit haben sich über 400 Personen der Interessengemeinschaft Este angeschlossen.
Man sieht es dem Flussverlauf nicht an, dass er einige Hürden überwinden muss, um ein einheitliches Konzept erstellen zu lassen. Die Stadt Hamburg, der Landreis Stade, die Stadt Buxtehude wie auch der Landkreis Harburg stehen vor der Aufgabe, sich an einen Tisch zu setzen, um allen Anwohnern den größtmöglichen Schutz vor Überflutungen zu gewährleisten.
Die Devise ist: Den Fluss als Ganzes zu betrachten, von der Quelle bis zur Mündung. Teillösungen bringen nichts. Es gibt bereits ähnliche Beispiele.
Das war´s zu Xaver. Er hat mich zu all dem hier gebracht.