Russlandreise - Teil II
Tarussa - eine Künstlerstadt
Das Leben der Marina Zwetajewa hat mich so beeindruckt, dass ich hier noch einmal übersie schreibe.
Marina Zwetajewa
Betrachte ich Blätter, die herbstlich verblichen
- sie fliegen aufs steinerne Pflaster herab
und werden herum dort gefegt: letzte Striche
des Pinsels: das Bild schließt der Künstler nun ab-,
So denk ich - ich hab ja noch jeden verdrossen
durch grade Statur und versonnenen Blick-
ein einzelnes Blatt, deutlich gelb und entschlossen
rotrostig blieb oben vergessen zurück.
Oktober 1936
Das ist Natalja, unsere Gästeführerin, die uns die Stadt Tarussa mit Herz und Seele
nahebrachte. Sie trug uns ein Gedicht der Poetin vor.
Der Grabstein der Dichterin liegt an dem Platz, an dem sie gern begraben worden wäre.
Er liegt an einem verwunschenen Wanderweg mit Blick aus der Höhe auf die Oka...
genau an diesem Weg.
Guckt man an dieser Stelle nach oben, so steht da diese Kirche:
Gerade da oben - da wollten wir hin. Ein wackeliger Autoreifenpfad testete unsere Balancierfähigkeit.
Oben angekommen klopften unsere Herzen. Ein besonderer Ort - hoch oben. Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Blick hindurch zwischen Blätterwerk hinab auf die Oka.
Hinter dieser Einfriedung:
Das Grabmal eines jungen Künstlers.
Wir hielten einen Moment inne. Dieser Platz strahlte Ruhe, Frieden aus.
Doch schon ein paar Schritte weiter entlockte uns dieses Schild vor einem wunderhübschen, blauen Holzhaus ein Lächeln. - Tarussa - eine Künstlerstadt.